Beim Renovieren an die Schwalben gedacht

NABU zeichnet Gasthaus "Zur Linde" in Neusatz als Schwalbenfreundliches Haus aus

Christian und Sabine Röck freuen sich über die Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Haus“ durch NABU-Geschäftsführer Martin Klatt;  Foto: Patricia Klatt
Christian und Sabine Röck freuen sich über die Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Haus“ durch NABU-Geschäftsführer Martin Klatt; Foto: Patricia Klatt

30.08.2022

 

Die Renovierung der Linde musste so laufen, dass unsere Schwalben auch danach noch hier brüten können“ bringt Christian Röck, der Neusatzer Lindenwirt seine klare Haltung auf den Punkt. Die „Linde“ war schon lange ein traditioneller Brutplatz für die heute gefährdeten Mehlschwalben und nicht ohne Stolz bemerkt Christian Röck, dass wohl die meisten Neusatzer Schwalben an der Linde brüten.

 

Martin Klatt vom NABU-Kreisverband Mittelbaden freut es sehr, dass das Renovieren der „Linde“ im Jahr 2019 von Anfang an mit Rücksicht auf die Vögel geplant und 18 Kunstnester aufgehängt wurden. „Der gesetzlich vorgeschriebene Schutz der Nester gilt bei den Schwalben auch außerhalb der Brutzeit, denn sie werden normalerweise über viele Jahre in Folge bewohnt“, so Klatt. Für die Vögel sei es enorm wichtig, nach ihrem anstrengenden Heimzug aus Afrika bezugsfertige Nester zu finden. Die Mehlschwalben könnten so ab Mitte April gleich mit der Brut beginnen statt erst aufwendig und energiezehrend ein neues Nest bauen zu müssen.

 

Das Gesetz und seine klare Schutzvorschrift für die Schwalbennester ist das eine, die tiefe Überzeugung Christian Röcks das andere: „Ich kann nicht verstehen, warum es immer noch Menschen gibt, die Schwalbennester herunterschlagen oder die Vögel am Nestbau hindern“. Schließlich hätten die Vögel über tausende Kilometer ihren Weg an ihre Heimatnester gefunden. Für ihn sei es selbstverständlich, sie als Untermieter willkommen zu heißen.

 

Als Anerkennung für diese besondere Willkommenskultur gegenüber den Schwalben überreicht Klatt die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ an die Familie Röck. 11 Kunstnester waren in diesem Jahr besetzt.

 

Während an anderen Orten sogar widerrechtlich Nester entfernt werden, weil die Vögel ihren Kot auf Böden und Hauswände fallen lassen, wurde an der „Linde“ eine pragmatische Lösung umgesetzt: „Wir haben unterhalb der Nester ein Brett zum Abfangen des Kots angebracht“, erklärt Röck.

 

Mit Verweis auf die Rote Liste der Brutvögel in Baden-Württemberg betont Klatt, wie wichtig es ist, den gefährdeten Schwalben zu helfen. Zur Erläuterung:

 

In Baden-Württemberg lebten zwischen 2005 und 2011 noch geschätzte 45.000 bis 65.000 Mehlschwalbenpaare. Im Zeitraum von 2012 bis 2016 waren es nur noch 38.000 bis 58.000 Paare. Dieser negative Trend setzt sich derzeit leider noch fort. “Wenn sich mehr Menschen so für die Schwalben einsetzen würden, müsste man sich um ihre Zukunft nicht so viele Sorgen machen“, zeigt Klatt sich beeindruckt vom Engagement der Familie Röck.