Herberge für gefährdete Schwalben

NABU zeichnet Hofladen “Querfeldein” in Lichtenau aus

Martina und Roland Fraß (Querfeldein), Martin Klatt und Herbert Schön (NABU); Foto: Sara Harbrecht
Martina und Roland Fraß (Querfeldein), Martin Klatt und Herbert Schön (NABU); Foto: Sara Harbrecht

13.07.2025

Beim Hofladen “Querfeldein” in Lichtenau-Ulm finden in jedem Jahr ganz besondere Gäste ein Zuhause. Rauchschwalben haben in den Ökonomie-Gebäuden ihre Nester gebaut, rund 20 an der Zahl. Zudem finden sich sechs Mehlschwalbennester außen am Gebäude. Herbert Schön und Martin Klatt vom NABU-Kreisverband Mittelbaden haben nun die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus” an Famile Fraß verliehen. 

 

Das signalisiert, dass die gefährdeten Vögel hier gern gesehen sind. Martina und Roland Fraß bestätigen, dass die Vögel willkommen sind, obwohl sich unter den Nestern der Kot der Tiere findet:  „Es ist in jedem Jahr eine große Freude, wenn die Schwalben nach ihrem langen Zug aus dem Winterquartier wieder zu uns zurückkehren, schließlich sind sie fleißige Insektenjäger”.

 

Für Herbert Schön ist es unverständlich, dass manche Hausbesitzer Schwalbennester herunterschlagen, weil die Vögel ihren Kot fallen lassen und damit  Wände und Böden beschmutzen. „Es ist so einfach, das zu verhindern, indem man unter den Nestern ein Brett zum Auffangen des Kots befestigt“.  Dabei ist das Entfernen oder auch das Verhängen der Nester mit Drähten nach dem Naturschutzgesetz verboten. „Der gesetzlich vorgeschriebene Schutz der Nester gilt bei den Schwalben auch außerhalb der Brutzeit, denn sie werden normalerweise über viele Jahre in Folge bewohnt “, so Klatt.

 

Herbert Schön hat im Rahmen der NABU-Initiative “Schwalbenfreundliches Haus” bereits mehr als zehn Plaketten verliehen. “Ich finde es enorm wichtig, dass die Menschen für ihr Engagement eine Anerkennung bekommen. Zudem ist immer noch zu wenig bekannt, dass Schwalben und ihre Nester unter Naturschutz stehen”, so Schön. Das gelte gleichermaßen für die Rauchschwalben wie für die Mehlschwalben. 

 

Für die Vögel sei es von großer Bedeutung, nach ihrem anstrengenden Heimzug aus Afrika bezugsfertige Nester zu finden, erklären die NABU-Aktiven. 

Eine große Hilfe sei es daher, Kunstnester aufzuhängen. Die Vögel könnten so ab Mitte März gleich mit der Brut beginnen, statt erst mit großem Energieaufwand ein neues Nest bauen zu müssen.

Der Blick auf die Rote Liste der Brutvögel in Baden-Württemberg zeigt die dringende Notwendigkeit, den Schwalben zu helfen: In Baden-Württemberg lebten mit Stand Dezember 2013 noch 36.000 bis 50.000 Rauchschwalbenpaare. Nach der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs (LUBW, 2022) sind es nur noch 28.000 bis 40.000 Brutpaare, Stand Ende 2019. 

Bei der Mehlschwalbe sind die Brutpaarzahlen (BP) ähnlich deutlich zurückgegangen: 45.000 bis 65.000 BP (12.2023) und 38.000 bis 58.000 BP (12.2019). 

 

Dieser negative Trend setzt sich derzeit weiter fort. “Wenn mehr Menschen die Schwalben so wie hier willkommen hießen, müsste man sich um ihre Zukunft nicht so viele Sorgen machen“, zeigen sich Klatt und Schön beeindruckt von der Situation beim Hofladen “Querfeldein”.