NABU diskutiert mit MdL Hentschel

Hochwasserschutz an der Murg naturverträglich gestalten

Murg in Rastatt, Juni 2025; Foto: NABU/Martin Klatt
Murg in Rastatt, Juni 2025; Foto: NABU/Martin Klatt

27. November 2025

Die Rastatter NABU-Gruppe hat MdL Thomas Hentschel (Grüne) zu einer Begehung an der Murg eingeladen, um sich über den Hochwasserschutz in der Stadt auszutauschen. Die Arbeiten werden vom Land und von der Stadt anteilig finanziert, wobei das Land etwa 70 % der Kosten trägt. Kein Zweifel besteht für den NABU, dass der 100-jährliche Hochwasserschutz an der Murg momentan nicht mehr gesichert ist. Die Dämme haben entweder nicht überall die erforderliche Höhe und/oder der Dammkörper ist nicht durchgehend hochwasserfest. Diese Analyse wurde in den letzten Sitzungen des Projektbegleitkreises zum Hochwasserschutz in der Stadt am 14. und 15. Oktober detailliert vorgestellt. 

Der NABU vertritt die Position, dass die notwendigen Arbeiten an den Dämmen mit großer Umsicht vorgenommen werden müssen, um den teilweise alten Baumbestand zu erhalten. Die Bäume sind durch ihre kühlende und beschattende Wirkung ein wesentlicher Faktor für die Erholung der Menschen und prägen das Stadtbild. Ihre Erhaltung ist durch das sachgerechte Setzen von Spundwänden zur Dammfestigung bzw. Erhöhung zu leisten. In einigen Abschnitten kann durch das landseitige Setzen von Beton-L-Steinen entlang des Dammes die nötige Sicherung erreicht werden. 

Die Harmonisierung von Hochwasserschutz und Baumerhaltung ist nicht nur für die Lebensqualität der Menschen in Rastatt entscheidend. Die Bäume sind in ihrer Gesamtheit als Flächenhaftes Naturdenkmal geschützt. Der Schutzstatus ist demjenigen eines Naturschutzgebietes vergleichbar, ein Eingriff in den Bestand grundsätzlich verboten. Die alte Kastanienallee ist ein stadtökologisches System mit hoher Wirkung und die Menschen in Rastatt verbinden die Erholung an der Murg mit den Bäumen auf den Dämmen.  Die Bäume  regulieren Temperaturen, spenden Schatten, filtern Luftschadstoffe, binden CO₂ und bieten Lebensraum für zahlreiche Arten, die für die städtische Biodiversität von hoher Bedeutung sind

Sollte zur Sicherung des Hochwasserschutzes im Einzelfall die Beseitigung von Bäumen unvermeidbar sein, sieht das Gesetz einen „Ausgleich“ vor, um das Naturdenkmal als Ganzes zu erhalten. Dieser Ausgleich wäre die Neupflanzung von Bäumen. „Bis die Wirkung eines Baumes für das Stadtklima erreicht wird, vergehen Jahrzehnte. Deshalb muss die Erhaltung der Bäume Vorrang haben und die Ersatzpflanzung die Ausnahme bleiben“ formuliert Sandra Baron-Hayder von der NABU-Gruppe  Rastatt die Position des NABU.

 

Die Investition in die Baumerhaltung wird zunächst teurer als die Dammsanierung ohne Baumschutz. Allerdings dürften die Wohlfahrtswirkungen, die die Bäume für die Stadt entfalten, nicht außer Acht gelassen werden. Deshalb hat der NABU das Gespräch mit der Landespolitik gesucht. Er sieht MdL Thomas Hentschel in der Verantwortung, sich dafür einzusetzen, dass die nötigen Landesmittel für einen naturverträglichen Hochwasserschutz in Rastatt bereitgestellt werden. „Das hat beim Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt HÖP in Rastatt bereits sehr gut funktioniert, seinerzeit mit europäischen Fördermitteln. Die nun anstehenden Arbeiten müssen diesen Ansatz fortsetzen, damit die Dammertüchtigung den Wert des Erholungsraumes in der Stadt erhält”, kommentiert Manfred Rieger von der NABU-Gruppe Rastatt. Das bedeutet, dass die Übernahme von 70% der Kosten durch das Land auch für die Erhaltung bzw. Neupflanzung der Bäume gilt.

Der NABU werde die weitere Entwicklung beim Hochwasserschutz an der Murg aufmerksam verfolgen und konstruktiv begleiten. „Wir sind davon überzeugt, dass Lösungen gefunden werden, die die Hochwassersicherheit und die Erholungsfunktion unseres Flusses in der Stadt sichern. Diese Ziele dürfen nicht voneinander getrennt werden“, so Martin Klatt vom NABU Bezirk Mittlerer Oberrhein.

 

Text: Martin Klatt