23.08.2022
„Wie wollten etwas für die Schwalben tun“ bringt Steffanie Massard ihre Motivation auf den Punkt und schildert, wie sie und ihre Mitarbeiter vor zwei Jahren im Hof ihres Betriebes in der Rappenstraße drei Kunstnester
für diese Vögel angebracht haben. Ein Kunstnest für die in der Stadt eher üblichen Mehlschwalben, zwei Nester für die Rauchschwalbe.
Rauchschwalben nisten normalerweise in Bauernhöfen, nämlich im Viehstall. Ausgerechnet ein Paar dieser „Bauernschwalben“ hat im letzten Jahr mitten in Rastatt das angebotene Kunstnest bezogen. Martin Klatt
vom NABU-Kreisverband Mittelbaden hat das überrascht. „Üblicherweise finden wir Rauchschwalben nicht außerhalb von Bauernhöfen, auch wenn es immer wieder Ausnahmen gibt“ so Klatt. Diese Vögel brauchen
überdachte Nistplätze innerhalb von Gebäuden und nisten nicht, wie ihre Verwandten, die Mehlschwalben, an den Außenwänden von Häusern.
Steffanie Massard berichtet, dass die Rauchschwalben in diesem Jahr zweimal gebrütet haben und hat beobachtet, dass sich die Vögel nun für den Zug in den Süden sammeln. „Hoffentlich finden sie im nächsten Jahr
nach ihrer langen Reise aus Afrika wieder zu uns zurück“. Davon ist Klatt überzeugt: „Die Schwalben sind sehr ortstreu und traditionsbewusst“.
Als Anerkennung für die besondere Willkommenskultur gegenüber den Schwalben überreicht er die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ an Steffanie Massard.
Dieses Engagement hilft Vögeln, die heute im Bestand gefährdet sind. Während an anderen Orten sogar widerrechtlich Nester entfernt werden, weil die Vögel ihren Kot auf Böden und Hauswände fallen lassen. Hier
wurde eine sehr pragmatische Lösung gefunden. „Wir legen einfach während der Brutzeit eine starke Pappe auf den Boden. Die lässt sich leicht entfernen, wenn die Schwalben fort sind“, so Steffanie Massard.
Mit Verweis auf die Rote Liste der Brutvögel in Baden-Württemberg betont Klatt, wie wichtig es ist, den gefährdeten Schwalben zu helfen. Zur Erläuterung: In Baden-Württemberg lebten zwischen 2005 und 2011 noch
geschätzte 35.000 bis 50.000 Rauchschwalbenpaare. Im Zeitraum von 2012 bis 2016 warenes nur noch 28.000 bis 40.000 Paare. Dieser Trend setzt sich fort.